Spontane Ideen sind die besten . Zu viele Stunden im Job, das Wetter ist genial und noch so lang hin bis zum Urlaub. Arbeit ist ohnehin der verzweifelte Versuch, die Freizeit zu überbrücken....Die Idee war da. Jürgen fragen, ob er auch Bock hat einfach mal los zu fahren. Eine Woche, Richtung war egal. Nix vorbuchen, einfach losfahren. Wenn das Wetter gut ist, fahren wir, sonst nicht.
"S" steht auf dem Kompass. Wenn man sich die Karte von Deutschland ansieht, sind viele grüne Flecken zu sehen. Wir machen Flecken-Hopping quasi. Von der Homebase, an Hannover vorbei ins Weserbergland, rechts an Kassel vorbei in Richtung Rhön. Das ist die erste Tagesstrecke.
Von dort aus soll am 2ten Tag durch den Steigerwald und Altmühltal nach Garmisch gehen. Wie sagt die Lichtgestalt: "Schau mer mal, dann säh ma scho".
Sonntag, losfahren. Das Wetter war super. Wir sind um 09:00 vom Hof und haben die Richtung Weserbergland eingeschlagen. Auf die A7 wollten wir nicht. 480 km warteten auf uns. Es ging kaum besser. Kaum andere auf der Strasse, die Sonne brennt vom blauen Himmel. Wir sind teilweise sehr kleine Strassen gefahren, die uns an allerlei Getreidefeldern vorbei führten. Ein Kaffeestop mit lecker Erdbeerschnitte vertrieb den kleinen Hunger. In Bodenwerder trafen wir das erste Mal auf die Weser und es wurde langsam hügliger. Östlich gings an Kassel vorbei, auf in die Rhön. Die Temperaturen gingen nun in Richtung 25 Grad + . Die Kamera ( siehe Video hier drunter) war meine GoPro4, die am Helm montiert war.
Die erste Unterkunft hatte wir erst 2 Tage vorher über www.bikerbetten.de gebucht. Das Landhotel Stern in Obererthal war eine gute Wahl, das Essen war super, der Abend klang mit einigen Bierchen aus.
Montag, der 9.7. Der Morgen wurde um 08:00 mit lecker Frühstück eingeläutet. Die Taschen kamen wieder ans Moped, der 2te Tag hatte ca. 450km für uns, die wir auf den Landstrassen hinter uns bringen wollten. Nur keine Hektik. Am vorherigen Abend hatten wir noch entschieden, wohin wir überhaupt wollten. Garmisch fiel hinten runter. Pfunds in Tirol war zwar noch weiter südlich, dafür aber näher an den Pässen dran. Netter Ort mit zweckmäßigem Hotel. Pfunds liegt mitten im 3-Ländereck von Österreich, Schweiz und Italien.
Wir wollten erst mal etwas Strecke machen und sind auf die A7. Aber nicht lang. Das Wetter war wieder 1a. Warm, aber nicht heiss. Irgendwann tauchten am Horizont die ersten Berge auf. Das Alpenvorland ist dermaßen schön. Leider fängt nichts diesen Geruch von frisch gemähten Gras ein. Das muss man in Tüten abfüllen und verlaufen.
Wir rollten über die Grenze nach Österreich und sind weiter auf der Landstrasse nach Landeck. Schließlich wollten wir keine Pickerl für die Autobahn kaufen. Die restlichen Kilometer zogen sich etwas, die Aussichten auf die Berge ließen die Zeit dann aber doch vergehen, wir erreichten Pfunds. Das Posthotel war gebucht und schon gezahlt. Die Einzelzimmer waren im Nebenhaus. Es strahlte einen Charme der 80ger Jahre aus. Das Duschvorhänge immer noch zu einer Zimmerausstattung zählen, hatten wir nicht erwartet. Merke: nimm immer deinen Leatherman mit, um den Duschkopf zu justieren. Dann geht das Wasser auch dahin wo es soll. Richtiges Werkzeug brauchten wir dann auch bei der Tagesabschluss-Pizza, die fast den Tisch komplett abgedeckt hat.
Zu den Mitbewohnern im Nebengebäude zählte auch eine Schulklasse, die aber rechtzeitig in die Betten gescheucht wurden, sodass wir unsere müden Augen doch recht früh schliessen konnten.
** Teil 1 ** von Einfach losfahren. Unser erfolgreichster Film auf YouTube mit 56.000 Zuschauern
Dienstag, der 10.7. Anwärmen. Um nicht gleich einen Brummkreisel zu kriegen, sind wir am ersten Tag erst mal nach Samnaun gefahren. Ein paar erste Serpentinen und Steigungen. Oben ist zollfreies Gebiet, der Sprit (für Moped und Fahrer) ist extrem günstig. Also vollmachen den Hobel (Moped, der Fahrer trinkt nur Aqua Minerale). Es führt nur eine Strasse vom Berg runter, mindestens mal bis zur Grenze. Dort ( siehe mein Bericht von 2015) unbedingt nach rechts, Richtung Martina abbiegen. Kurven und Tunnel vom feinsten folgen. Es ging danach zum Reschenpass und Kirche kucken, die im Wasser steht. Danach zum Ofenpass, einen meiner Lieblingspässe in der Region. Erinnert sehr an Kanada. Langgezogene Kurven, tolle Wälder. Über Martina und der Grenze gings es zurück zum Hotel. Am Abend mussten wir und davon überzeugen, dass Belgien bei der WM nicht mehr weiter kommt.
Mittwoch, der 11.7. Der Tag sollte es dann sein. Jürgen wollte doch mal sehen/fahren, wie sich 48 Kurven auf 7km anfühlen. Das Stilfzer Joch sollte es sein. Vom Hotel sind es nur knapp 50 km bis zum Einstieg in den Pass. Erst wieder über den Reschenpass in Richtung Meran. Direkt unten machte die Kamera schlapp. Das wär doof gewesen. Es war nur der leere Akku, der schnell getauscht war. Wir drehten also wieder am Gas. Es stellt sich nicht die Frage ob, sondern nur wie viele Halbbekloppte man trifft. Wir hatten einen Ford Ka Cabrio vor uns, der direkt nach der Kurve anhielt, weil ein Bus entgegen kam. Direkt nach der Kurve bedeutete für uns als Nachfolger, dass wir direkt in der Kurve zum halten kamen. Wir gut ich das fand, hab ich ihm dann auch gleich erzählt. Es waren zum Glück wenig Radfahrer unterwegs, die rangen uns auf jeden Fall den Respekt ab. Die machten das freiwillig.
Kurze Pause auf der Passhöhe, nicht ohne den Hemmetboys Aufkleber (wer ihn fotografiert und ein Bild davon schickt, bekommt einen Aufkleber) auf dem Ortsschild von Bormio zu hinterlassen.
Runter gings es wieder über meinen Lieblingspass. Diesmal hielten wir sogar das der kleinen Hütte, die ich am Vortag gesehen hatte. Kaffee und was kleines zum Futtern. Dabei entschieden wir, dass es für heute noch nicht vorbei sein sollte. Vom Ofenpass aus, führt eine Tour quasi im Kreis über den Abula (und nicht Abuela-) und den Flüelapass. Erst Richtung Sankt Moritz, rechts über den Abula, unten angekommen in Richtung Davos. In Davos gehts wieder rechts über den Flüela. Sehr coole Strecken. Nach ca. 300 km waren wir wieder im Hotel und mussten Abends mit ansehen, wie England aus der WM ausschied.
Hier kommt ** Teil 2 ** von Einfach losfahren
Donnerstag, der 12.7. Ab- bzw. Rückreise. Der Rückweg war in 2 Teilen ein lösbare Aufgabe. "Never change a runing System". Drum haben wir wieder im Landhotel Stern nachgefragt, ob Sie Platz für uns haben. Morgens kam die Bestätigung. Das Ziel war klar. Wir machten uns auf nach Hause. Nach wie vor tolles Wetter ließ uns grinsend gen Norden fahren. Wir sind dann ca. 100km auf die A-Bahn, Strecke machen. Gegen 17:00 waren wir wieder in Obererthal und ließen uns durch den Küchenchef vom Landhotel Stern verwöhnen. Mit dem Ausgleich der Rechnung, kam der erste Regen unserer Tour. Platzregen für 30 min.
Der Rest ist schnell erzählt. Am Freitag war ich um ca. 16:00 wieder zu Haus. Jürgen musste die Herausforderung Elbtunnel / bzw. Brücken voll auskosten. Alles dicht, wie immer am Freitag.
Es war super, es ist nichts passiert, wir haben ca. 2500 km abgespult, meine neuen Reifen sind nun auch eingefahren. Das machen wir wieder. Dank an Jürgen, das waren schöne Tage.